Bis ich ruhig in meinem Zelt liegen kann, geht dieses durch viele Hände. Ohne diese Hände käme das Zelt nie zu mir.
Am besten rolle ich die Reihe von hinten auf. Ich liege in meinem Zelt und träume über die Herstellung des Zelts. Ich muss in den Laden gehen und lasse mich dort fachmännisch beraten. Für diese Dienstleistung bekommt der Verkäufer einen Lohn, der teils mit den Erlösen aus den Verkäufen bezahlt wird. Doch bis das Zelt überhaupt im Laden kaufbar ist, braucht es einen Transport egal ob mit Schiff, Auto oder Bahn. Diese Kosten müssen auch bezahlt werden. Die Kette geht weiter. Eine grosse Nähmaschine hat dieses Zelt herstellt. Eine Person hat diese Maschine überwacht und geschaut, dass alles nach den rechten Dingen zugeht. Eine weitere Maschine kommt zum Einsatz. Diese webt die Fäden zu einem Stoff. Es ist eine heikle Aufgabe, die immer wieder kontrolliert werden muss. Der Stoff muss schön dicht sein, damit später die Wassertropfen abperlen. Natürlich werden die Fäden nicht direkt aus der Baumwolle produziert. Eine Zwirnerei liegt schon noch dazwischen. Diese dreht die einzelnen Fäden zu einem Faden. Dort wird auch die Stärke des Fadens bestimmt. Die Reihe geht weiter. Die Pflücker auf der Baumwollplantage stehen jeden Tag früh auf und pflücken die Knospen der Baumwolle. Die Knospe wird gesäubert, gewaschen und verpackt. Alle Dienstleistungen werden mit Geld bezahlt. Ohne Geld würde gar nichts mehr laufen. Es sind unendlich viele Hände im Spiel. Ich habe sicher noch einige vergessen. Bei mir stellt sich hier nur die Frage, wie viel Geld der Baumwollpflücker schliesslich erhält. Je mehr wir in die Dritte Welt eintauchen desto weniger wird für die Arbeit bezahlt. Natürlich brauchen diese Menschen nicht so viel wie wir, da die Produkte günstiger sind. Aber für ihre Verhältnisse bekommen sie immer noch zu wenig. Uns ist dies allen bekannt und doch machen wir selten etwas dagegen. Diese Personen gehören auch zu diesem Netz, aber das ist zu gross. Wir verlieren die Übersicht.
Uns ist wichtig, dass die Qualität stimmt und dass unser Beziehungsnetz o.k ist. So können wir unseren Frust ablassen, wenn das Zelt nicht das verspricht, was wir erhofft haben.
2 Kommentare:
Ein Zelt ist ein gutes Beispiel für Kosumgüter, die eine riesen Kette an verarbeitungsschritten hinter sich haben. Ich stimme dir zu, dass es für uns als Konsumenten schlicht und einfach nicht zu überblicken ist, ob das Produkt nun nachhaltig ist oder nicht. Uns bleibt in solchen Fällen nur, dass wir uns auf Labels verlassen können, die deses Ziel verfolgen. Gibt es überhaupt ein Label, im Sinne von Max Havelar, das Zelte zertifiziert? Ich glaube nicht. Ich sehe hie nur eine vernünftige Lösung für unser Problem: Lebensmittel und andere Produkte, die mit Labels versehen sind, müssen wir unbedingt berücksichtigen. gibt es jedoch kein Label für ein Produkt, das wir kaufen, muss uns das bewusst sein, und wir sollten uns gut überlegen, ob wir dieses "Zelt" trotzdem kaufen sollen oder ob es sich ev. lohnt ein Zelt zu mieten, da wir es ja nicht so oft benötigen. wir könnten auch gemeinsam mit ein paar Freunden uns ein"Zelt" erwerben. Ich will damit sagen, dass man nicht immer einfach leichtfertig draufloskaufen soll, sondern sich bewusst sein, was hinter einem bestimmten Artikel alles steht und ev. Alternativen zum Kauf ausdenken.
in der tat ist uns noch kein zelt untergekommen, das ein fairtrade-label besitzt. und das wird wohl auch noch ein weilchen dauern, weil das bewußtsein bei diesem produkt nicht sonderlich tief sitzt.
und wenn man jetzt noch weiß, was man baumwolle alles mit entsprechenden giften antun kann, bzw. unter welchen sozialen bedingungen mancherorts produziert wird, so macht es wenigsten sinn auf ein paar wenige grundlagen zu achten. gerade bei baumwoll-zelten gibt es inzwischen stoffe, die nach ökotex standard 100 zertifiziert sind. hier kann der kunde wenigstens glauben, dass das fertige produkt ohne schadstoffbelastung auskommt. das ist auch für den schläfer im zelt nicht zu verachten. und wer dann noch drauf schaut, dass die näherei in einem eu-land ihre produktion hat, legt vielleicht einige euro auf den kaufpreis, kann sich aber recht sicher sein, dass die näherin auch mal feierabend bekommt.
süße träume im zelt wünscht
ralph
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