Achtsam durch das Leben gehen. Ist dies überhaupt noch möglich in unserer Zeit? Alles muss schnell und effizient sein. Es dürfen keine Lehrläufe entstehen. Doch wenn ich die Kleinkinder beobachte, merke ich, dass dies doch noch möglich ist. Sie können über eine kleine blühende Blume oder über die kreisenden Vögel am Himmeln staunen. Sogar Wolken können faszinierend sein und lassen alles andere vergessen. Mit kleinen Kindern wird mir immer wieder bewusst wie genial die Umwelt geschaffen worden ist. Sie ist ein kleines bzw. grosses Wunder. Sie hat so viele Details, die mich selbst zum Staunen bringen. Doch manchmal fehlt mir einfach auch die Muse und die Zeit mich mit der Natur zu befassen. Ich haste an allem vorbei und übersehe die wunderschönsten Dinge. Im Hinterkopf hängen die Gedanken, was ich noch zu erledigen habe oder was mir Angst macht. Die Gegenwart ist mir manchmal so fern, dass ich auch die Umgebung gar nicht wahrnehme.
Genau so geht es mir auch in Bezug auf die Baumwolle. Wenn ich im Laden stehe, überlege ich mir nicht lange wie die Kleidung hergestellt wurde. Ich bin froh, wenn ich etwas finde und verlasse schnell wieder den Laden. Ich denke genau hier wäre eine Pause angebracht. Eine Pause zum Überlegen und Nachdenken. Wie leben die Menschen, welche die Baumwolle pflücken oder wie leben die Menschen, die die Kleidung nähen? Wo bleibt meine Achtsamkeit im Leben auf andere Menschen?
Wenn ich jetzt so meine Zeilen lese, ist dies wirklich traurig. Ich merke, dass ich mir viel mehr Zeit nehmen sollte, mir etwas Gutes zu tun. Das heisst auch Zeit zum Staunen und zum Dasein ohne immer etwas zu leisten.
Ich sollte mir wieder zum Bewusstsein führen, was mir wichtig ist. Sind es die Leistungen in der Schule, die ich bringe? Sind es die Freunde, die ich habe? Ist es die Wirtschaft, die mich steuert oder habe ich etwas andere, was mir den Sinn fürs Leben gibt? Wenn ich tief in mich hineinhorche, merke ich, dass ich getragen werde. Nicht von Freunden oder der Wirtschaft, sondern von etwas anderem. Ich bin froh, dass ich dies habe. Es gibt mir Halt in schwierigen Zeiten und hilft mir in durchzuhalten und zu kämpfen.
1 Kommentar:
"Wo bleibt meine Achtsamkeit im Leben auf andere Menschen?"
Diese Frage stelle ich mir auch immer wieder. Da kommt mir ein Gespräch in den Sinn, das wir kürzlich im Bezug auf Individualisierung in der Schule geführt haben. Ist es richtig, dass wir das Kind als einzelnes immer ins Zentrum stellen? Erziehen wir unserer Kinder so nicht zu kleinen Egos? Unser so hoch gelobter Individualismus hat viel gutes gebracht, aber langsam aber sicher schlägt das Pendel zu stark aus. Etwas mehr Gemeinschaftssinn würde uns nicht schlecht tun. Dann würde es uns auch leichter fallen, die anderen mit ihren Bedürfnissen wahr zu nehmen.
Kay Zogg 04E
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