Freitag, 11. Mai 2007

Vernetzung

Diese Woche besuchte ich im Bereich MU das Thema „Faire Trade“. Es war spannend zu erfahren, wo und wie Kakaobohnen angepflanzt, wie sie gepflückt und getrocknet werden. Ob von Mexico, Venezuela oder Äquatorialafrika, immer ist ihre Heimat exotisch und ihr bevorzugtes Klima ist tropisch. Welche Reise wartet dann wohl auf die Bohnen? Bis sie hier in der Schweiz landen, um weiterverarbeitet zu werden, sind sie schon über Meere und Ozeane geschaukelt. Die Kakaobohnen durchlaufen wohl einige Stationen der Welt. Es braucht aber auch in einem Betrieb einige Zeit, bis aus der Kakaobohne eine Schokolade entsteht. Vom festen in den flüssigen Zustand, reinigen und rösten, brechen und schälen, mischen und mahlen. Damit uns ihr Aroma nicht länger verschlossen bleibt, muss also viel mit der Kakaobohne geschehen. Bei der Munz AG, die Brügeli und anderes herstellt, durchläuft die Kakaobohne insgesamt 12 Stationen, bis sie fertig verpackt ist.

1. Die Kakaobohnen werden mit modernen Reinigungsmaschinen entstaubt und von allfälligen Fremdkörpern befreit. Schadhafte Bohnen werden aussortiert.
2. Dann werden die Bohnen geröstet. Das herbe Aroma und die charakteristische Farbe werden dadurch erreicht. Die bitteren Schalen und Keime der Kakaobohnen werden dabei gelockert und ausgeblasen.
3. Die gebrochenen und zerkleinerten Kakaobohnen werden anschliessend in der Kakaomühle zu einem dickflüssigen fetthaltigen Brei (Kakaomasse) gemahlen.
4. Die Kakao-Kerne werden anschliessend in der Kakaomühle zu einer cremigen Masse gemahlen.
5. Eine gründliche Mischung der Kakaomasse mit Kakaobutter, Zucker, Milchpulver, Gewürzen usw. nach unseren geheimen Prügeli-Rezepturen ergibt eine ausgewogene und homogene Zusammensetzung der Schokolademasse.
6. Die Prügeli-Schokolademasse finden wir auf grossen Walzwerken wieder, wo sie eine hochgradige physikalische Feinheit erlangt. Grosse Anstellmesser streifen die dünne Schokoladenschicht als feines, flockiges Pulver von der letzten Stahlwalze ab.
7. Die letzte Feinheit und Geschmacksveredelung erhält die Prügeli-Schokolademasse durch die Conchierung. Dieser Vorgang - in grossen Behältern (Conchen) durchgeführt - knetet und durchlüftet die Schokolademasse während eines ganzen Tages.
8. Anschliessend werden der cremigen Masse hauchfeine, geröstete Haselnusssplitter beigegeben. Der Kern der Munz-Prügeli entsteht: die Füllung mit dem zarten Schmelz!
9. Die feine Haselnuss-Prügelifüllung wird abgekühlt und mit einer speziellen Presse werden 21 Stränge auf ein Transportband dressiert. Anschliessend wird sie im Kühlkanal zu einer festen Konsistenz gekühlt und dann auf die richtige Länge geschnitten.
10. Die Prügeli laufen durch ein Schokoladebad, werden mit frisch gerösteten Haselnusssplittern bestreut und ein zweites Mal mit Schokolade überzogen.11. Nach dem Kühlen werden die Prügeli und Munzli (kleine Prügeli) über ein computergesteuertes System zu den jeweiligen Verpackungsmaschinen geführt und je nach Sorte in bunte Aluminium-Folie verpackt.
12. Nun sind unsere Munz-Prügeli zum Genuss bereit.


Dann geht die Reise noch weiter. Die Brügeli werden in den Läden und Supermärkten verteilt, bis wir sie kaufen und nach Hause transportieren. So viele verschiedene Wege sind also nötig, damit ich für einen kurzen Moment etwas Feines – Schokolade – geniessen kann.

Jeder Gegenstand oder jedes Lebensmittel, das ich irgendwo kaufe, hat seine Geschichte und hat oftmals eine lange Reise hinter sich. Man kauft sich etwas, ohne darüber nachzudenken, von wo dieses oder jenes stammt. Oder unter welchen Bedingungen diese Menschen wohl leben und arbeiten.

Auch die Baumwolle durchläuft eine lange Reise bis ich ein T-shirt oder ein Pullover hier in einem Laden kaufe. Da steht „Made in China“. Ich weiss nicht genau, wie viele Stationen diese Kleidungstücke durchlaufen haben, aber es werden sicher nicht wenige sein. Und wieder kommt die Frage, wir werden wohl die Menschen behandelt, die diese Kleidungstücke herstellen? Für mich ist es bedrückend, wenn ich darüber nachdenke, wie es wohl denen geht.

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