Wenn ich meinen Alltag im Bezug auf nachhaltige Entwicklung betrachte, sieht es ziemlich traurig aus. Es gibt zwar bei uns in der Nähe Bio-Bauern, die Produkte ab Hof verkaufen, aber das Ausmass der Konsumenten und Konsumentinnen, die in die Billig-Supermärkte Aldi und Lidl nach Deutschland und Österreich abwandern, schätze ich als einiges höher. Laut Nachrichten von unseren Supermärkten steigt der Absatz von Bio-Produkten in der Schweiz, aber wenn man bedenkt, dass Coop-Naturaplan und Migros-Engagement selbst deklarierte Standarts sind, werden diese Aussagen relativiert.
Auch in Sachen Energie weiss ich wenig Gutes zu berichten. Das Haus in dem wir wohnen, ist mit Solarzellen ausgestattet. Sie reichen um das Wasser im Sommer aufzuheizen. Im Winter heizen allerdings auch wir mit Öl. Immerhin, einige Bekannte haben auf Holzheizungen umgestellt, dass dies eher aus wirtschaftlichen Gründen denn aus ethischen geschieht, verheimlichen sie nicht.
Und was ich am allertraurigsten finde, ist die rasant wachsende Grösse der Autos auf unseren Strassen. Es ist noch nicht lange her, verurteilten wir die US-Amerikaner als Spinner, weil sie zu grosse Autos fahren. Mir graut es jetzt schon vor den Pick-ups auf unseren kleinen schweizer Dorfstrassen, weit bis dahin ist es nicht mehr...
Nun zur „Baumwolle in meinem Alltag“. Laut EvB (Erklärung von Bern) meldet sich bei den schweizer Konsumenten das Gewissen in jüngster Vergangenheit im Bezug auf Mode. Auch ich kann mich diesen Menschen anschliessen. Jedes Mal wenn ich mich im H&M mit einem T-Shirt an die Kasse stelle, frage ich mich, was ich da wohl kaufe. Wo wurde diese Baumwolle produziert? Wie wurde sie verarbeite? Welche Substanzen wurden dazu verwendet? Wo wurde sie vernäht? Was für ein Leben führen die Näherinnen?
Um bewusster einkaufen zu können fehlen mir allerdings zwei Dinge: Information und Geld. Einerseits weiss ich ehrlich nicht, welche Textilien zuverlässig unter anständigen Bedingungen produziert wurden und zweitens kann ich mit meinem Studentenbudget nicht jeden Aufpreis bezahlen. Die Möglichkeit, die ich habe ist einzig, mir beim Kauf neuer Kleidung zu überlegen, ob ich dies oder das nun wirklich brauche.
Im Bezug auf Produktionsbedingungen verschiedener Anbieter habe ich mich einmal schlau gemacht. Aber die Ergebnisse sind ernüchternd. Es gibt zwar einige Anbieter die sich fairen Handel nachsagen, aber so lange keine unabhängige Prüfstelle einen „Fair Trade Fashion“-Siegel vergibt, haben die Konsumenten kaum Garantie was sie kaufen. Ausserdem sind es erst wenige Marken und Anbieter in der Modebranche, die an fairem Handel arbeiten: Zum Beispiel Remei, Coop-Natura-Line, Claro, Helvetas, Migros, Switcher, Hess-Natur, Nike, WWF Panda. Überzeugend scheint das Konzept von Switcher zu sein: Anhand der Artikelnummer kann auf dem Internet der Produktionsweg des neu erstandenen Kleidungsstücks zurückverfolgt werden. Für eine unabhängige Prüfstelle setzen sich ISCOM und Fair Wear Foundation in Zusammenarbeit ein.
Auch bei der Kleidung gibt es Bio. Wird die Baumwolle unter biologischen Bedingungen produziert, können wir als Konsumierende davon ausgehen, dass die Produktionsbedingungen nicht nur naturfreundlich sondern auch menschenwürdig sind. Aber hält man sich vor Augen, dass die Bio-Baumwolle nur 0,1% des Weltmarktes ausmacht, ist dies ein Tropfen auf den heissen Stein. (Quelle: EvB)
Es scheint, wir Endverbraucher müssen unsere Anbieter stärker darauf aufmerksam machen, dass wir Kleidung aus fairem Handel wünschen!
Kay Zogg, 04E
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5 Kommentare:
Dein Artikel ist wirklich sehr interessant. Ich habe wirklich viel Neues erfahren.
Gerade in der Schweiz könnten sich viele Leute Kleider kaufen, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden. Aber es ist eben nicht so cool WWF Panda zu tragen, wie Adidas oder Lee.
Mir ist beim Erfassen meines Textes genau gleich gegangen wie dir. Es ist trauig, welches Bild sich zeigt. Ich denke unsere Aufgabe ist wirklich mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und der Realität ins Auge zu sehen. Wir wissen einfach zu wenig über nachhaltige Entwicklung!
Deinen Bericht zu lesen, ist sehr interessant. Dein Wissen über den fairen Handel ist schon sehr ausführlich und ich habe schon jetzt Neues erfahren. Wir Schweizer müssten uns selber einfach mehr ins Gewissen reden und darauf achten, Kleider zu kaufen, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden.
Ich finde es im grunde genommen auch nicht ok, wenn die schweizer ins ausland fahren, um da billiger einzukaufen. vielfach oder meistens ist es einfach eine finanzielle frage. ich war auch schon ein paarmal im nähreren deutschen raum, um billigere einkäufe zu tätigen. dabei beache ich aber immer, dass ich möglichst einheimische produkte weiterhin in der schweiz kaufen werde.
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